Schiesser Fachlexikon - Flächenbildung - Spitzen-Applikationen

Applikation bedeutet, dass Stoffteile, Stickereien oder Spitzen auf den Grundstoff geklebt oder genäht werden. Die Schnittkanten werden meist durch Ziernähte verdeckt. Das Motiv ist appliziert. Auch bei Inkrustationen werden Spitzen oder Stickereien auf den Stoff aufgenäht. Danach oder gleichzeitig wird der Stoff dem Randverlauf der Spitze entsprechend ausgeschnitten. Je weniger symmetrisch die Spitze ist, desto aufwendiger ist das Ausschneiden.

Preis- und Qualitätsunterschiede ergeben bei Spitzen ergeben sich aus der Art
- des Rohstoffs
- des Fadens
- der Stickdichte
- der Umrandung der Durchbrüche
- der Verarbeitung
- der Stabilität und gleichzeitigen Weichheit
- der Größe des Spitzeneinsatzes

Verbraucher beurteilen Spitzen vor allem nach dem Aussehen, der Feinheit, der Weichheit und dem Trageempfinden.

Grundsätzlich kann die Qualität der Spitze wie folgt erkannt werden:
Je mehr Durchbrüche, je feiner und je weicher - desto hochwertiger ist die Spitze

Die Spitze entwickelte sich aus der Stickerei, für die es Zeugnisse aus der Antike gibt. Der Ursprung der Spitze liegt in Italien um 1500. Damals war die Spitze ein äußerst kunstvoll in Handarbeit hergestellter Luxus­artikel, der ausschIießIich dem Adel vorbehalten war. Im 16. Jahrhundert wurde erstmals zwischen handgenähter und handgeklöppelter Spitze unterschieden. Bezeichnungen wie Venezianische oder Brüsseler Spitzen haben sowohl mit den Orten als auch mit bestimmten Mustern und Herstellungsarten zu tun. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die maschinelle Spitzenherstellung. Der Engländer Leavers erfand die Bobinetspitzenmaschine. Diese Webspitze heißt heute noch Leaversspitze. Die heute am häufigsten verwendeten Spitzen mit unterschiedlichstem Quali­tätsniveau werden von Spitzenraschelmaschinen hergestellt. Sie gehören zur Kategorie der Kettenwirkmaschinen. In der heutigen Zeit kann eine moderne Spitzenmaschine in 10 Minuten soviel Spitze herstellen wie früher eine Frau in ihrem ganzen Leben.

Eine neue Generation von Spitzenraschelmaschinen kann viel differenzierter arbeiten. Sie sind mit elektron­ischer Mustersteuerung ausgestattet. In den 80er Jahren begann die Produktion elastischer Spitzen, Jacquardtronic-spitzen, bei denen nur Fachleute feststellen können, ob es sich um gewebte oder gewirkte Spitzen handelt.

Die Comfortronicspitze mit hohem Baumwollanteil und die Textronicspitzen werden für Ihre filigranen Fonds und die reichhaltigen Motivgestaltungen geschätzt. Nach dem ,Textronic-Verfahren” werden mittlerweile hochwertige Spitzen in allen Teilen der Welt hergestellt. Es entwickelten sich Spitzenzentren in Frankreich (Webspitzen), in der Schweiz, im österreichischen Vorarlberg (Stickereispitzen) und in Deutschland (Raschelspitzen).


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